Die besoffenen wurden immer lauter, von ihrer vermeintlichen Unterhaltung konnte ich kaum etwas verstehen.
Elmar lag grunzend wie eine kleine Wildsau in seinem Feldbett.
Elisa lag dicht neben mir und träumte;
„Meine Damen und Herren, die Notausgänge befinden sich........,
unter ihren Sitzen finden sie Schwimmwesten...,
das alles führte sie mit den Gestiken aus, wie sie diese täglich Hunderten von Flugreisenden demonstrierte.
Jede einzelne davon traf mich am Kopf, in den Rippen, in den Unterleib und in.......
meine Güte tat das weh....
Mein Schwager Christof wachte als erster auf, danach Elmar und Thomas.
Die Mädels waren sich der Gefahr bewusst und stellten sich tot.
Jetzt bloß keine Taschenlampe einschalten, bitte kein falsches Geräusch.
Am besten „mit alle Mann“ die Einbrecher zum Erliegen bringen.
Ganz, ganz leise schlichen wir uns raus aus der übervölkerten Hütte.
Im Vorzelt war es dunkel, feucht und kalt.
Jeder von uns hörte den anderen Atmen, jeder spürte den Angsterfüllten Herzschlag des Nebenmanns.
Mein Herz war mittlerweile in den Hals gewandert und pulsierte dort ungefragt und völlig überflüssig. Und das so laut, dass ich dachte die Einbrecher können das hören.
Ganz klar , wir sahen sie, sie standen zu dritt, viert, fünft, sechst...?, um unser Plumpsklo.
Wer geht nach vorne, wer vertreibt oder stellt sie?
Mein Sohn David war jetzt auch endlich aufgewacht und sich der gesamten gefährlichen Situation bewusst.
„Pssst, Papa, ich habe doch schon meine Silvesterkracher dabei, vielleicht können wir das Gesindel damit vertreiben.“
Gesagt, getan, im Schutz eines Wacholderbusches zündete ich mit meinem Feuerzeug die Lunte von David´s Böller.
Im Lahntal wurde es gleisend hell und in dem im Nebel verhallenden Knall flüchteten die Einbrecher.
O.k., was heißt Einbrecher, ich hatte mich da etwas zu weit reingesteigert.
5 borstige Wildschweine verließen das Grundstück in den für uns nicht zu erklimmenden Hang.
Die Weiber schliefen weiter in Seelenruhe, sie hätten doch wach werden müssen vom Lärm der Angst, die in diesem Moment von uns abgefallen war.
„Noch´n Bier“, fragte Christof und schon war er im dunklen Schuppen verschwunden.
5 Minuten später erschien er leichenblass und von vier Bierflaschen gefesselt wieder in der ach so gemütlichen Hütte.
„Leute, ich will ja nicht´s sagen, aber da ist noch was“
„Was kann jetzt noch passieren, außer das ein Flaschenöffner fehlt“,frotzelte Thomas.
„Ne Leute, kein Scheiß, da ist echt noch was. Da hinten am Klo, da geht’s total ab“.
Die Stimme von Christof schien sich zu überschlagen, von Luft holen war keine Spur, er war kreideblass.
O.k., alle Mann......, wieder raus.
Langsam schlichen wir uns in Richtung Klo, der Weg wurde nur und das ganz dürftig, von dem am anderen Ufer hell erscheinendem goldenen M beleuchtet.
Hatten die Mayas sich verrechnet, sollte der Weltuntergang wirklich erst am 23 Dezember stattfinden. Alles deutete darauf hin, die übertretende Lahn, der nicht aufhörende Regen...............und die gruseligen Geräusche aus dem Plumpsklo.
Die Schreie wurden immer schlimmer, immer wahnsinniger und verzweifelter.
Wer zum Teufel saß da drauf und konnte sich vor Darmkrämpfen kaum noch halten?
Alliens?, ne, die wären doch vorher zum kacken auf die Hightechtoilette im Raumschiff gegangen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und schlich mich zur Klotür, in die im übrigen ein ganz niedliches Herzchen eingesägt ist.
Himmel, ich hab schon viel erlebt und schon viel gesehen, aber das übertraf alle Grenzen.
Da hing sie, die Sau, die Sau mit Brille, ähhhh die Wildsau mit Klobrille um den Hals.
Sie versuchte sich verzweifelt zu befreien und wurde offensichtlich immer wütender.
Das Tier steckte mit dem Kopf tief in der Sickergrube weil es versucht hatte an die Essensreste von gestern zu kommen. Sonja hatte sie gestern dort entsorgt.
Wenn so ein Tier in Panik gerät, dann ist man wirklich in Gefahr.
Wie oft liest man doch immer von angreifenden Wildsäuen.
Aber was tun, wir konnten das arme Schwein doch nicht dort hängenlassen.
Einen Förster rufen war auch ausgeschlossen, die wilde Sau musste irgendwie befreit werden.
David kam plötzlich mit einer ganzen Batterie Silvesterraketen um die Ecke und ehe ich ihm sein Vorhaben verbieten konnte hatte er sie auch schon direkt neben dem Schwein angezündet.
Ich häte ihm links und rechts eine um die Ohren hauen können; da war einmal die Gefahr, die vom Tier ausging, dann die Brandgefahr, weil die Feuerwerkskörper zu nah am Bretterverschlag des Klos standen und überhaupt.
Elmar schrie nur noch, „ Leute bringt Euch in Sicherheit“ und schon rannten alle so schnell sie konnten hinter einen großen Holzstapel.
Die Raketen schoßen rings um unsere Köpfe, das Lahntal war erhellt wie zu einem Festfeuerwerk und der Lärm war kaum auszuhalten.
Das Tier bäumte sich voller Angst auf, immer und immer wieder, seine wütenden Augen leuchteten im Schein der Raketen........ und die drei Außenwände des Klos kippten wie in Zeitlupe zur Seite bzw. nach hinten.
Was übrig blieb war ein in Rauchschwaden gehülltes, verdutztes Wildschwein .
Wie angewurzelt stand es da, so als müsse es erst einmal durchatmen
Es war endlich aus dem Loch befreit.
Nur eines erinnerte noch an seine unfreiwillige Gefangenschaft.
Die Klobrille hatte das Wildschwein immer noch um den Hals.
Keiner von uns bewegte sich, wir befanden uns in der gleichen Starre wie dieses riesige Tier.
Die Sau machte den Anfang und so als hätte mein Sohn ihr einen Böller in den Arsch gesteckt, galoppierte das Tier, plötzlich und unerwartet, mit einem wahnsinnigen Tempo den Hang hinauf und folgte seinen Artgenossen.
Ob diese begeistert sind vom neuen Schmuck ihres Rottenmitglieds?
Vielleicht trägt man ja in der nächsten Saison in Schwarzwildkreisen Klobrille.